Schläft mein Baby mit Beikost besser?

Besserer Schlaf durch frühe Beikost – ein umstrittenes Thema

Babybrei als Beikost für den besseren Schlaf
Neben der Gesundheit zählt entspannter, erholsamer Schlaf im Beistellbett zu den größten Wünschen, die Eltern für ihre Babys und auch für sich selbst hegen.

Wenn der Nachwuchs einen unruhigen Schlaf hat, klammern sich Mutter und Vater an jeden Strohhalm. Schlafen die Kleinen besser, steigt die Energie und Lebensfreude der Eltern.

Eine immer wiederkehrende Frage und Herausforderung beschäftigt Eltern: Was können wir tun, damit das Baby gut schlafen kann? Bei diesem Thema hoffen viele Elternpaare, dass die frühzeitige Ernährung mit Beikost zum gewünschten Ziel des Durchschlafens führt.

Die Hoffnung auf geruhsamen Schlaf

In der Familie, in Stillgruppen oder im Freundeskreis diskutieren Eltern häufig und intensiv zum Thema Schlafqualität: Schläft das Baby wirklich länger, wenn es frühzeitig Brei bekommt?

Hersteller diverser Babybreiprodukte werben damit, dass der Brei die beste Mahlzeit vor dem Schlafengehen ist und nach der Mahlzeit eine entspannte, ruhige Nacht folgt.

Gemäß der Werbung sammelt das Menschenkind Kraft für seine Abenteuer am nächsten Tag. Auch die werbenden Worte wie zum Beispiel „Träum schön“ zieren die Verpackungen.

Und einen ruhigen Schlaf mit schönen Träumen wünschen sich doch alle jungen Eltern.
Insbesondere dann, wenn die Babys mit rund einem halben Jahr noch häufiger aufwachen, als in den Monaten zuvor. Die Herstellerversprechen sind groß und wecken Hoffnung.

Die Beeinflussung des Schlafverhaltens

Zahlreiche Eltern versuchen durch die frühzeitige Gabe von Beikost positive Erfahrungen zu erleben, allerdings fällt das Ergebnis eher ernüchternd aus.

Zum einen gibt es Eltern, die von Fortschritten in der Schlafqualität berichten, aber das liegt oft weniger an der Beikost.

Vielmehr ist es die fortschreitende Entwicklung des Kindes, bei der sich ganz von alleine eine Veränderung des Schlafverhaltens entfaltet hat.

Zumindest so lange, bis der nächste Wachstumsschub oder das nächste Zahnen stattfindet.

Es ist nicht notwendig und nicht sinnvoll, Beikost als bahnbrechende Lösung für die Besserung der Schlafqualität zu huldigen.

Viel hilft nicht immer viel

Industriell hergestellte Breie haben meist das Ziel, den kleinen Babybauch zu füllen. Jeder Erwachsene kennt das – zu viel Nahrungsaufnahme macht träge, müde und man schläft relativ gut ein.

Aber ein entspannter, erholsamer Schlaf stellt sich nicht ein, da der Körper intensiv mit Verdauungsarbeit beschäftigt ist. Dem Kind geht es natürlich genauso, wenn zu früh und zu viel Brei gegeben wird.

Laut Herstellerangaben können einige Breie bereits mit vier Monaten gefüttert werden. In diesem Alter ist der Magen-Darm-Trakt des Babys meist noch gar nicht ausreichend entwickelt, um Beikost gut zu verarbeiten.

Das hat zur Folge, dass es die schwere Mahlzeit gar nicht richtig verwenden kann. Der Körper des Babys schwemmt die Nährstoffe ungenutzt wieder heraus. In der Konsequenz hat das Baby sogar früher Hunger. Muttermilch oder Pre-Nahrung macht das Kind häufig länger satt als Brei, da die Nährstoffe optimal aufgenommen werden.

Reif für Beikost

Beikost für Babys
Kinder sollten sich in einem entsprechenden Entwicklungsstand befinden, bei dem die Nahrung mit dem Löffel aufgenommen und zum Mund geführt werden kann.

Wenn die Reife nicht gegeben ist, bekommen junge Eltern oft den Tipp, den Brei mit der Flasche zu geben. Brei gehört definitiv nicht in die Flasche und von diesem Ratschlag sollten Eltern Abstand nehmen.

Der Wunsch nach Durchschlafgarantie

Allein die Einführung von Beikost wird nicht für Nächte mit Durchschlafgarantie sorgen. Und es ist einfach nicht gesund, zu früh und zu viel Beikost zu geben. Die Eltern der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern haben früher gerne ein paar Schmelzflocken in die Flasche gemixt.

Aussagen wie „Das hat nicht geschadet, wir leben schließlich alle noch.“ und die Klassikeraussage „Das haben wir immer so gemacht.“ überfordern viele junge Eltern und ist keine gute Unterstützung.

Die kindliche Entwicklung wird durch solch ein Vorgehen nicht gefördert, sondern eher negativ beeinflusst.

Eine verlockende Versuchung

Eltern von kleinen Kindern leiden oft an Müdigkeit und Erschöpfung. Deshalb ist die Idee, dass Beikost den dringend notwendigen Schlaf herbeiführt, auch so vielversprechend.

Diese Herangehensweise führt meistens nicht zum gewünschten Ziel. Wenn Babys für Beikost, üppige Nahrungsmengen noch gar nicht bereit sind, löst es Stress beim Kind aus. Das gilt auch für den gesunden, selbst gekochten Brei, der oft aus Vollkorngetreide, Obst etc. besteht.

Bereit sein ist alles

Die Anwendung von Tricks, um die Beikost in den Mund des Kindes zu befördern, ist absolut nicht zu empfehlen. Generell haben Tricks und Ablenkung nichts am Esstisch zu suchen.

Die Beikost soll dem Baby altersgerecht angeboten werden, wenn das Kind bereit dafür ist. Das Vertrauen der Eltern in die natürlich fortschreitende Entwicklung ist ausgesprochen wichtig.

Wie bei allen Entwicklungsschritten, gilt es auch beim Thema Ernährung, auf die Bereitschaft des Babys zu achten.

Jedes Baby macht unterschiedliche Fortschritte. Und da nicht alle Kinder gleichzeitig Laufen lernen, beginnen auch nicht alle Babys zum gleichen Zeitpunkt mit dem Beikostessen.

Eigene Akkus aufladen

Eltern können also auf den Stress am Esstisch verzichten. Eine gute Investition ist, wenn Mama und Papa eigene Zeitfenster einplanen, um zu schlafen und sich zu erholen.

Der gemeinsame Mittagsschlaf mit Baby gibt Energie und Entspannung. Eine andere Möglichkeit ist, um Hilfe im Familien-/Freundeskreis zu bitten.

Es findet sich mit Sicherheit jemand, der gerne mit dem Baby im Kinderwagen oder im Tragetuch spazieren geht. Auch das frühe Zubettgehen sorgt für das Auftanken der eigenen Energieakkus. Wenn die Eltern entspannt und glücklich sind, überträgt sich dieses Gefühl auf den Nachwuchs.

Entspannung und Vertrauen

Eine bessere Schlafqualität entsteht also nicht durch frühe Beikost. Babys schlafen nicht besser, im ungünstigen Fall aber schlechter, wenn der erforderliche Entwicklungsstand des Kindes noch nicht erreicht ist.

Deshalb sollte die Idee von Beikost sein, dass Babys Neues probieren, Interesse entwickeln und Freude an gesundem Essen erfahren.

Die wichtigsten Schritte im Leben lassen sich nicht beeinflussen, dies gilt auch für das Schlafverhalten des Babys. Vertrauen ins Leben, Vertrauen in die natürliche Entfaltung des Kindes zu haben, ist eine wundervoll entspannte Lebensweise und ein wertvolles Geschenk der Eltern an ihr Kind.

Quellen:
https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/dgeeb/14-dge-eb/14-DGE-EB-Vorveroeffentlichung-Kapitel3.pdf
https://www.stillen-institut.com/de/baby-led-weaning-und-verschlucken-erste-solide-studie-zum-thema.html
https://www.aerzteblatt.de/archiv/180178/Stillen-und-Beikost